Die Corona-Pandemie hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Kirchen. Verschiedene Studien zeigen mittlerweile, dass vielerorts neue Gottesdienstformen und digitale Begegnungsformate entstanden sind. Aktuell bietet die neue midi-Studie einen spannenden Überblick. Unter dem Titel “Gottesdienstliches Leben während der Pandemie” werden “Verkündigungsformate und ausgewählte Handlungsfelder kirchlicher Praxis” untersucht.
Dazu wurden in den Landeskirchen Kurhessen-Waldeck, Mitteldeutschland, Württemberg und der Nordkirche ein Jahr nach dem Erscheinen der Studie Digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise Gemeinden ein zweites Mal befragt, wie ihre digitalen Veranstaltungen heute aussehen. Die wichtigsten Ergebnisse fassen wir hier kurz zusammen. 194 Gemeinden reichten ihre Antworten auf den online-Fragebogen ein. Insgesamt stellte die Studie verschiedene Fragen zu den Formaten digitaler Verkündigung, unter anderem,
– ob analoge Gottesdienste wieder aufgenommen wurden, später auch,
– ob digitale Gottesdienste mit erschwerter Pandemie wieder eingeführt wurden,
– ob digitale Angebote in synchroner oder asynchroner Weise erfolgte,
– ob sie hybrid waren, und
– ob gute Erfahrungen, die mit digitaler Verkündigung gemacht wurden, auf das analoge Gottesdienstgeschehen übertragen wurden.
Digitalisierungsschub in den Kirchen ist unterwegs
Noch vor allen Details bestätigt sich obige These: Corona hat für einen massiven Digitalisierungsschub in den Kirchen gesorgt. Wer vor der Pandemie einen Gottesdienst ins Internet brachte, war ein Vorreiter. Heute sind Online-Gottesdienste dabei, Standard zu werden – und die Frage ist eher schon, wie professionell ein solches Format erstellt wird. Dennoch ist die Digitalisierung noch lange nicht “angekommen”, wohl aber auf dem Weg.
Augenfällig ist dabei, dass digitale Gottesdienste zunächst noch als Übergangsphänomen angesehen wurden und in der Phase der ersten “Entspannung” viele Gemeinden wieder zu rein analogen Formaten zurückkehrten – eine Entwicklung, die sich mit der erneuten Verschärfung der Situation über den Winter wieder teilweise umkehrte. Auffällig ist dabei, dass evangelische Kirchengemeinden – anders als katholische – vor allem auf asynchrone Übertragung setzen, d.h. ihre analogen Gottesdienste oft aufgenommen und später erst ins Netz gestellt haben.
Im Blick auf die genutzen Plattformen ist das für den kirchlichen Datenschutz eigentlich bedenkliche Youtube absoluter Spitzenreiter. Tatsächlich konnte es über die Zeit sogar noch weitere Nutzer gewinnen. Wie fragwürdig die Verwendung dieser Plattform ist, haben wir hier schon einmal dargestellt.
Für die Gemeinden, die sich im Blick auf neue Gottesdienstformate an die Pandemie-Lage anpassten zeigt sich, dass Digitalisierung nicht nur Investition und Lernaufwand bedeutet: viele Entwicklungen und Verbesserungen, die für digitale Formate gemacht wurden, führten auch zu Veränderungen in analogen Formaten. Besonders bedeutsam sind dabei die gestiegenen Partizipationsmöglichkeiten – Gottesdienst wird auch analog interaktiver.
Paradoxe Veränderungen: Innovation und der Wunsch zur Rückkehr
Dieser Entwicklungsschub ist in anderen Bereichen der Gemeindearbeit nicht so stark angekommen: besonders die direkte Seelsorge, die sehr stark auf das Gespräch von Mensch zu Mensch angewiesen ist, konnte nur schwer ins Internet verlegt werden. Hier geben nur ca. 15% der Gemeinden an, dass ihre Angebote gut angenommen wurden. Ähnliches gilt für andere Gemeinschaftsformate im Bereich der Gemeinden, allerdings nicht für die Jugendarbeit, die mit über 40% eher gern angenommen wurde – was wohl an der höheren digitalen Affinität der jungen Generationen liegen dürfte.
uDie Wahrnehmung in den Gemeinden ist damit teilweise paradox: während einerseits digitale Formate mehr Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen und Kreativität geweckt haben, sind mache Formate, besonders in der Seelsorge eher schlecht angenommen worden. Der Kontakt von Angesicht zu Angesicht bleibt offensichtlich wichtig, sodass sich viele “das Alte” zurückwünschen. Auffällig ist aber, dass der Wunsch nach Entwicklung und Innovation in der Pandemie neue Kraft gewonnen hat – sodass über 80% der Aussage “Kreativität und Innovationsfreude in der Gemeinde sollten erhalten bleiben” zustimmen.
Digitalisierung sorgt für Verbesserung der Verkündigungsformate
Ebenfalls erhaltenswert scheint die gewachsene Vielfalt zu sein: neben klassische Gottesdienste sind verschiedenste digitale Formate getreten – vom Podcast über kleine Andachten via Konferenzsoftware bis zur hybriden Trauerfeier, bei der ein Teil der Teilnehmer:innen nicht vor Ort, wohl aber übers Netz dabei sein konnte. Diese Vervielfältigung des Ortes entspricht auch einer Vervielfältigung der Zeit: neben den großen Feiertagsgottesdiensten, die besonders zu Ostern und Weihnachten gern “live” mitgefeiert wurden, haben sich unterm Jahr viele to-go-Formate etabliert, die etwa den asynchron gestreamten Gottesdienst zum Angebot “on-demand” haben werden lassen. So kann jede:r wo und wann immer gewünscht die Veranstaltung der eigenen Gemeinde besuchen.
Bei der großen Vielfalt scheint allerdings eindeutig, dass stabile, einfach zu bedienende Plattformen, die auf Gottesdienststreaming spezialisiert sind für die Verkündigung in den Gemeinden relevant sind. Das gilt besonders für die klassischen Gottesdienste und besonders an hohen Feiertagen. Übrigens: die Plattform unsergottesdienst unterstützt Gemeinden aktuell sogar kostenlos darin, ihre Weihnachtsgottesdienste doch noch ins Internet zu bringen. Schauen Sie doch mal vorbei!